Musikverein Windischgarsten ab 1919

Blasmusik gehört schon seit langem zu jeder Dorfkultur und dient der musikalischen Umrahmung verschiedenster Veranstaltungen.

Wann die Blasmusik im Windischgarstnertal ihren Einzug hielt, kann nicht mehr genau nachvollzogen werden. Es ist jedoch bekannt (Aufzeichnung am Rumplmayrhof in Rading anno 1825), dass sich in den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts talentierte und beherzte Garstnertaler (vorwiegend Bauernsöhne vom Riesriegl, Stadler, Rumplmayr, Brunlitz, Wasserbauer, Bauer am Berg, Waldbauer usw., aber auch Bürger und Gewerbetreibende) zusammengefunden hatten, um verschiedenste Feste durch eine entsprechende musikalische Umrahmung würdig zu gestalten.

Aus der Pfarrchronik kann entnommen werden, dass bei der Weihe der Kalvarienbergkirche am 20.7.1844 eine Blasmusikkapelle für die feierliche Gestaltung sorgte.

In der Zeit um 1880 wurde neben einer Militär- und Veteranenkapelle (offiziell gegründet 1876) auch eine Feuerwehrkapelle ins Leben gerufen. Diese beiden Kapellen spielten unter anderem beim 20-jährigen Jubiläum der Feuerwehr Windischgarsten im Jahre 1891 und beim Kaiserjubiläum 1898.

Durch die Wirren des Ersten Weltkrieges wurden die beiden Musikkapellen arg in Mitleidenschaft gezogen. Viele Musiker mussten auf den Schlachtfeldern ihr Leben lassen.

Durch die starke Dezimierung waren beide Kapellen fast nicht mehr spielfähig. Daher entschlossen sich die 28 Mitglieder beider Kapellen, diese aufzulösen und gemeinsam den Musikverein Windischgarsten zu gründen. Am 14. Februar 1919 wurde dann im Rahmen einer Generalversammlung einstimmig die Vereinigung beider Kapellen beschlossen.

Die Instrumente der Feuerwehrmusik gingen ins Eigentum der Musiker über, die Instrumente der Veteranenmusik wurden an den Musikverein um 700 Kronen verkauft.

Der Musikverein Windischgarsten in seiner heutigen Form war geboren. Als erster Kapellmeister des neu gegründeten Vereines wurde mit einem Monatsgehalt von 60 Kronen der Bundesbahnbeamte Karl Stark ernannt. Als Obmann fungierte Heinrich Moser.

1929 wurden die Musiker des Vereines mit einer Uniform eingekleidet. Im selben Jahr trat der Verein dem „Bund der OÖ. Musikkapellen“ bei.

Die politischen Unruhen der 30er-Jahre machten vor den Musikern nicht halt. Es schien, dass die mit viel Mühe, Idealismus und großen Opfern aufgebaute Vereinstätigkeit ins Wanken kommen würde.

Da kam wie ein rettender Engel Karl Moser als Lehrer nach Windischgarsten. Er wurde im Jahr 1934 als Kapellmeister bestellt und begann, die Tätigkeit des Vereines wieder zu aktivieren.

1938 wurde über Anregung von Karl Moser die gesamte Kapelle mit Instrumenten in Normalstimmung ausgestattet.

Die fruchtbringende Arbeit des Karl Moser wurde jedoch jäh durch den Ausbruch des 2.Weltkrieges beendet. Die Musiker wurden zum Militär eingezogen, viele von ihnen kehrten nicht mehr heim. Von 1939 – 1945 war es still um die Blasmusik im Windischgarstnertal geworden

Erst nach dem Ende des Grauens war es wieder Karl Moser, der der Kapelle Leben einhauchte. Durch unermüdlichen Fleiß und harte Probenarbeit kamen bei den Musikern wieder Fingerfertigkeit und Zungenschlag zurück. Die schwerkranke Kapelle begann zu genesen.

Bereits im September 1946 wurde die Musikkapelle Windischgarsten beim sogenannten „Preisspielen“ in Steyr zur besten Kapelle des Traunviertels gekürt. Die Windischgarstner waren stolz auf Ihre Musiker. Bei der Ankunft in Windischgarsten war der Ort mit Flaggen geschmückt.

Im Winter 1948 wurde das Musikzimmer erweitert und neu gestaltet.

Am 14. März 1949 wurde durch eine Statutenänderung der Name „Musikverein Windischgarsten“ in „Musikverein der Pfarrgemeinde Windischgarsten“ umgeändert. Anlass hierfür war wohl die Tatsache, dass die Vereinsmitglieder nicht nur aus der Gemeinde Windischgarsten, sondern aus der gesamten Pfarrgemeinde stammten.

Als Karl Moser 1949 als Schulleiter nach Leonding übersiedelte, machte sich unter den Musikern Traurigkeit breit. Er wurde auf Wunsch aller Vereinsmitglieder zum Ehrenkapellmeister bestellt.

Für ein Jahr übernahm nun Fachlehrer Konrad Häuserer die Kapellmeisterstelle. Von 1950 bis 1968 leitete Herbert Hinteregger mit großer Umsicht und ausgezeichneten Erfolgen den Klangkörper.

Im Jahr 1953 wurden die Musiker neu eingekleidet. Die Musikerkleidung bestand aus einem dunkelgrauen Kammgarn-Steireranzug, rotem Binder und schwarzem Hut mit weißem Flaum.

Als Karl Moser im Jahr 1968 wieder nach Windischgarsten kam, übernahm er abermals die Funktion des Kapellmeisters und begann sofort mit der Ausbildung von Jungmusikern. Bereits im Sommer 1970 musizierte neben der Musikkapelle Windischgarsten eine 43-köpfige Jugendkapelle im Ort.

Im Advent 1970 begleiteten die Jungbläser den Weihnachtsbaum nach Linz und stahlen diesem laut Zeitungsberichten die Schau.

1971 wurden die Jungmusiker in den Musikverein der Pfarrgemeinde Windischgarsten übernommen.

1972 wurden von Prof. Karl Moser die ersten Mädchen als Jungbläser unterrichtet und ausgebildet.

Im Sommer 1973 begleitete der Musikverein eine Abordnung der Gemeinde Windischgarsten nach Großenlüder (ehemals BRD), wo der Partnerschaftsvertrag mit diesem Ort unterzeichnet wurde.

Im Herbst 1973 musste Prof. Karl Moser den Musikverein aus gesundheitlichen Gründen verlassen. Eine seiner letzten Anregungen war es, im Rathaushof einen Musikpavillon zu errichten. Im Sommer 1975 konnte dieses Werk errichtet und eingeweiht werden.

1974 übernahm Roland Knapp aus Steyrling die Funktion des Kapellmeisters. Durch seine Erfahrung als Tanzmusiker verstand er es, das Programm mit modernen und neuzeitlichen Kompositionen zu erweitern.

Als die Musiker 1976 wiederum vor einer Neueinkleidung standen, entschied man sich, diesmal eine bodenständige Tracht in Auftrag zu geben. Sie bestand aus einem braunen Rock, einem grünen Gilet, einer schwarzen Hose, einem roten Tüchlbinder und einem schwarzen Hut mit einer Spielhahnfeder.

Als im Frühjahr 1979 die Kapelle mit neuen Instrumenten ausgestattet wurde (die Alten stammten teilweise noch aus dem Jahr 1938), stellte diese Anschaffung eine große finanzielle Belastung für den Verein dar.

Da Roland Knapp gleichzeitig auch Kapellmeister in Steyrling war, musste er 1981 den Taktstock in Windischgarsten wegen Arbeitsüberlastung zurücklegen.

Seine Funktion übernahm der Moserschüler Eduard Wag. Mit seinem jugendlichen Elan und seinem Einsatz führte er die Kapelle von Erfolg zu Erfolg.

1990 wurde vom Vereinsvorstand der Ankauf von Lodenmänteln für die kalte Jahreszeit beschlossen.

Mit Ablauf des Jahres 1992 nach 12 Jahren Kapellmeistertätigkeit übertrug Eduard Wag die Leitung der Kapelle seinem Stellvertreter August Aigner (ebenfalls ein ehemaliger Moserschüler). Der Taktstock ist wiederum in sehr gute Hände gelangt.

Im Jahre 1994 (1.-3.7.1994) wurde von Obmann Manfred Prentner ein großes Fest zur 75 Jahr Feier des Musikvereins organisiert. In diesem Jahr wurde auch eine Festschrift gestaltet und das Bezirksmusikfest mit Marschwertung wurde in Windischgarsten durchgeführt.

Auch Konzertwertungsspiele werden seit 1996 alle 3 Jahre in Windischgarsten durchgeführt (im Wechsel mit Kirchdorf/Krems und Micheldorf/OÖ).

Im Jahre 1997 wurden das Gemeindegebäude und der Rathaushof umgebaut, somit konnte am 30.1.1998 die erste Musikprobe im neuen Probelokal (1. Stock im Rathaushof) abgehalten werden. Ab sofort konnte der Musikverein einen Einzelproberaum, ein Instrumentearchiv, ein Büro und Notenarchiv, einen Aufenthaltsraum mit Küche und einen großen Proberaum benützen.

Im Jahre 2000 kam es zur nächsten Neueinkleidung, anstatt der grünen Gilets wurden jetzt rote Gilets angeschafft. Die braune Farbe des Sakkos blieb bestehen. Alle Musikerinnen erhielten neben der schwarzen Hose auch einen schwarzen Rock. Der Hut wurde diesmal ohne Feder mit rot-grünem Band angeschafft.

Nach 12 Jahren Kapellmeistertätigkeit legte August Aigner Ende 2004 sein Amt zurück und Eduard Wag übernahm wiederum das Amt des Kapellmeisters in Windischgarsten.

Im Jahre 1999 wurde eine Jugendkapelle erneut gegründet (JUMUKAP) die vorerst von Trinkl Christian geleitet wurde und von 2001 bis 2008 von August Aigner übernommen wurde. Ab 2009 bis 2011 übernahm der Kapellmeister von der „Großen Musi“, Eduard Wag, die Leitung. Seit 2012 ist Georg Schoißwohl der Dirigent unserer Jugendkapelle.

2009 wurde anlässlich des 90-jährigen Bestehens des Musikvereins von 26. bis 28. Juni abermals das Bezirksmusikfest in Windischgarsten ausgerichtet. Bei der Marschwertung, die im Zuge dessen stattfand, trat der MV das erste Mal in der Leistungsstufe E an und konnte einen Ausgezeichneten Erfolg verbuchen.

Neben den musikalischen Aktivitäten wurde auch ein Ball von den Musiker(innen) aufgebaut. Ab 1998 gab es im Hotel Sperlhof in Edlbach am Pfinstsonntag den Pfingsttanz, der sich schon seit Jahren größter Beliebtheit erfreut und aus dem Vereinsleben nicht mehr wegzudenken ist. Seit 2013 findet der Pfingsttanz im Kulturzentrum Römerfeld in Windischgarsten statt.

Mit dem Jahre 2007 übernahm der Musikverein die Bewirtung im Rathaushof beim Internationalen Lederhosentreffen in Windischgarsten. Jener „Musibiergarten“ ist heute zu einem fixen Bestandteil des Marktfests geworden und bietet mit Böhmischen Kapellen und Brass-Bands ausgezeichnete Unterhaltung für die Besucher.